Montag, 10. März 2014

Rezension 'Zero Option'

"Es war ein guter Morgen, um einen Mord zu begehen."

In diesen ersten Satz habe ich mich regelrecht verliebt. Victor arbeitet im zweiten Band als (inoffizieller und unfreiwilliger) Auftragskiller der CIA und muss mal wieder einiges einstecken. Dass er nicht gerne unvorbereitet in den Arbeitstag startet, ist seit dem ersten Teil bekannt und sein "Chef" macht es ihm mit all den kurzfristigen Risiko-Missionen nicht gerade leichter. Dass dabei einiges aus dem Ruder läuft, muss ich wohl nicht erwähnen, denn schließlich gilt es, die größten internationalen Waffenhändler der Welt zu boykottieren.

Das Cover ist wieder ziemlich cool, die Einschusslöcher, die den Titel bilden, sind herausgestanzt, aber an das Cover des ersten Romans reicht es nicht heran. Ist auch etwas schwer zu toppen, zugegeben.

Diese Rezension fällt garantiert etwas kürzer aus als die erste, da ich mich nicht allzu häufig wiederholen möchte und schon in der Bewertung des ersten Buches zahlreiche Punkte abgehandelt habe.

Wir fangen also gleich mal mit den positiven Veränderungen zum Vorgänger an – denn die gab es tatsächlich, sehr zu meiner Freude. Als hätte der Autor mir in den Kopf (oder in meine letzte Rezension...) geschaut, hat Viktor doch wirklich einen gewissen Sinn für Humor entwickelt – der sogar nichtmal aufgesetzt oder fehl am Platz wirkt. 


Hin und wieder konnten mir seine trockene Kommentare und sein Galgenhumor durchaus einiges Schmunzeln oder leicht psychopathisches Kichern abringen, auch wenn einem das Buch – dem Thema entsprechend – selbstredend alles andere als witzig vorkommt.

Die Settings fühlten sich im Allgemeinen wesentlich abwechslungsreicher an. Natürlich gibt es nach wie vor Orte der heruntergekommensten Sorte, aber allgemein wirkte nicht alles so furchtbar drückend auf mich wie im esten Roman. Man hat das Gefühl, es gibt mehr Sonnenschein im Buch und es werden tolle Atmosphären geschaffen, die der Leser mit all seinen Sinnen nachvollziehen kann. Manchmal fühlt man sich wie Tourist, der mit um die Welt reist, denn die Städte sind nicht nur sehr detailliert beschrieben, sondern Viktor durchwandert sie in seiner berufsbedingten Paranoia schier endlos, um (mögliche) Verfolger abzuschütteln. Das kann sich manchmal etwas ermüdend anfühlen beim Lesen, ist aber in jeder Hinsicht konsequent durchgeführt.

Jetzt aber auch zu meinen Meckereien. Ich weiß nicht, ob es an meinem siebartigen Gedächtnis liegt, aber ich hatte diesmal wirklich deutlichere Probleme, nicht mit den ganzen Namen durcheinander zu kommen. Erst gegen Ende konnte ich dann wirklich alle voneinander unterscheiden und da war mehr als die Hälfte ja schon wieder tot. Aber darauf will ich gar nicht lange herumreiten, denn mit ein bisschen intensivem Nachdenken hat es den Lesefluss eigentlich nicht gestört. Die Charaktere waren dafür wunderbar vielschichtig und da wieder sehr häufig kapitelweise zwischen den Charakteren geswitcht wird, lernt man sie alle recht umfangreich kennen – nur enden diese Charakter-Kapitel ein klein wenig zu häufig mit ihrem Tod.

Was mich wirklich gestört hat, waren die "klärenden" Dialoge, die eigentlich für jedes kleine Geheimnis im Buch verwendet wurden, selbst wenn man es sich vorher schon halbwegs zusammenreimen konnte oder sogar auf andere Art und Weise schon gelesen hatte. Habe ich persönlich als etwas aufgesetzt empfunden und ich hätte mich über eine elegantere Lösung gefreut. Denn die Twists an sich waren wirklich gut und überraschend!

Ich denke, dass mir einfach insgesamt trotz Action und Spannung alles etwas passiver vorkam, weil Victor sich im ersten Buch deutlich proaktiver verhalten hat. Das liegt auch vor allem in der Natur seiner CIA Aufträge, die er zwar gewissenhaft und trotzdem mit etlichen Komplikationen und Misserfolgen ausgeführt hat, aber dabei immer noch genug Überlegenheit ausgestrahlt hat. Das ändert sich im letzten Drittel des Romans jedoch drastisch und ab da hat der Lesespaß sich noch einmal unheimlich gesteigert.

Deswegen gibt es erneut eine 8/10 Bewertung.

Ich kann allgemein sagen, dass Beginn und Mittelteil mir insgesamt ein klein wenig zu schwach waren, gerade im Vergleich zum fesselnden und äußerst kreativen Vorgänger. Ich hatte schon wirklich das Gefühl, ich würde mit der Bewertung einen ganzen Punkt nach unten gehen müssen, aber das letzte Drittel des Buches hat es komplett herausgerissen. Victors und auch das Potential des Romans zeigen sich einfach am allerdeutlichsten, wenn der eiskalte Profikiller in echte Bedrängnis gerät. Es war der Wahnsinn. Das Wow-Erlebnis, was mir im ersten Teil nicht genug war, kam diesmal mit vollem Karacho und im Nachhinein finde ich es schade, dass ich dem Buch keine höhere Bewertung geben kann, obwohl ich noch voller Adrenalin und Begeisterung durch den packenden Schlussteil bin.

Fazit: Durchhalten lohnt sich! Und der Verlag sollte ernsthaft darüber nachdenken, einen Waffenkatalog anzuhängen, damit man sich die nach wie vor geradezu liebevoll beschriebenen Schusswaffen anschauen kann. Ich meine Fantasyromanen liegen doch auch oft Karten von der Umgebung bei... also warum eigentlich nicht, hm?

Ich freue mich jedenfalls auf den dritten Teil, der mein neues Wochenziel ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen