Sonntag, 2. März 2014

Rezension 'Codename Tesseract'



Codename Tesseract - von Tom Wood

Victor ist ein eiskalter Profikiller. 

Er ist gründlich, zuverlässig und äußerst penibel. Dass er dabei ein kleines bisschen zur Paranoia neigt, ist bei seiner Berufswahl wohl verständlich. Genau diese Paranoia rettet ihm jedoch den Hals als er nach einem seiner leichteren Jobs in Paris von einem Tötungskommando empfangen wird. Er muss sein ganzes taktisches Geschick anwenden, um dem Tod zu entgehen und eine Frage bleibt. Wer hat das Killerkommando beauftragt? Wer trachtet ausgerechnet einem Auftragskiller nach dem Leben? 

Dass man packende Action erwarten kann, verraten schon die ersten Seiten und der Leser wird nicht enttäuscht. Im Laufe des wilden Katz-und-Maus-Spiels muss Victor sein gesamtes Können und seine Zähigkeit unter Beweis stellen und kommt dabei ungewollt einer Verschwörung auf die Spur, die ihn nur dichter ins Fadenkreuz rückt. Seine Flucht (oder Jagd?) führt uns quer durch die Welt und an die unterschiedlichsten Schauplätze – die jedoch allesamt sehr erdrückend, geradezu eng wirken. Man fühlt sich mit Victor gleichermaßen in die Enge getrieben und erwischt sich nicht selten beim Erleichterten aufatmen, wenn der Autor einen doch mal an einem halbwegs angenehmen Ort zur Ruhe kommen lässt – um gleich darauf wieder Fenster mit Kugeln zu sprengen. 

Die Kapitel sind sehr kurz und mit Orts- und Personenwechsel verbunden. Selbst innerhalb eines Kapitels kommt es vor, dass  der personelle Erzähler zu einem anderen Charakter springt. Nicht nur die Orte, auch die Charaktere haben allesamt etwas Schmutziges oder wenigstens Schäbiges an sich. Alle sind sie beschriebene Blätter und obwohl man durch die erwähnten Perspektivwechsel einen guten Rundumeindruck der Personen erhält, kommt man doch nicht umhin, für die meisten eine gewisse Abneigung zu hegen. Hier hasst jeder jeden und jede Konversation ist ein Machtkampf, in dem es gilt, seine Dominanz zu zeigen oder sein Gegenüber zu überlisten, bis es einem in die offenen Hände spielt. Jeder hält sich für schlauer als alle anderen – und wer es nicht ist, der verliert (sein Leben…)

Um es mal auf den Punkt zu bringen, das Buch ist ein echter Schusswaffenporno. Die Waffen werden akribisch bis ins Detail beschrieben und dass man sie in voller Aktion erlebt, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Es gibt Verfolgungsjagden, es wird viel herumgereist und Knochen brechen wie Streichhölzer, eben all das, was man von einem actionlastigen Thriller erwarten kann.

Schwächen hat Victor praktisch keine. Selbst seine Paranoia rettet ihm viel öfter das Leben als sie ihm in irgendeiner Weise hinderlich wird. Er ist nicht gerade ein geselliger Typ, versteht sich. Victor kann mühelos mit Koryphäen wie Jason Bourne mithalten und obwohl ich zu Anfang des Buches stark daran gezweifelt habe, in denen er schlicht die Badassversion von Superman verkörpert hat, dem so ziemlich alles gelungen ist, was er angepackt hat, konnte er doch im Laufe des Buches meine Sympathie für sich gewinnen. Ich weiß allerdings nicht, ob das mit seiner charakterlichen Entwicklung zu tun hat oder schlicht, weil er mir nach allem, was ich mit ihm Durchstehen musste, ans Herz gewachsen ist. Das Buch ist durch und ich weiß immer noch nicht viel mehr über seine Vergangenheit als in den ersten drei Seiten. Vielleicht ändert sich das in den nächsten zwei Büchern?

Ich gebe dem Buch eine Bewertung von 8/10.

Obwohl es mich selbst nicht ganz so packen konnte, sichern seine solide Geschichte, der knackige Schreibstil und die Atmosphäre ihm die hohen Punkte. Die Manöver sind wahnsinnig kreativ und auch der Verlauf der Kämpfe lässt an Klarheit und Weitsicht nichts zu wünschen übrig. Mir persönlich fehlte aber das gewisse Etwas. 

Mir waren es zu viele Charaktersprünge, um mich wirklich intensiv einzufühlen und ich war jedes Mal erleichtert, wenn ich endlich wieder ein Victor-Kapitel erreicht hatte. Da auch wirklich alle irgendwie Misanthropen waren und die Schauplätze einer heruntergekommener und schmutziger als der andere, habe ich mich irgendwann ein wenig erdrückt gefühlt – auch wenn ich denke, dass genau das beabsichtigt war. 

Vielleicht hätte ein bisschen mehr Humor nicht schaden können, um dem Leser hin und wieder eine kleine Verschnaufpause von all dem Menschenhass zu geben. Vielleicht war auch Victor diese Verschnaufpause.



Das Cover gefällt mir außerordentlich gut. Ich mag die Idee mit den Einschusslöchern und die ganze Aufmachung ist nicht nur ein Hingucker, sondern spiegelt sich auch treffend im Roman wieder.

Jedem Actionthriller-Fan rate ich dringend zu diesem Buch. Wer aber ein eher sanftes Gemüt hat oder Waffen und Auftragskillern nicht abgewinnen kann, sollte einen weiten Bogen darum machen. Es ist genau das, was es sein soll und nicht mehr:

Ein Actionstreifen in Buchform – mit einem außerordentlich begnadeten Killer.

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